- 20. Januar 2025
- Einblicke & Chancen
- Christian Steiger
Die Stimmung in der Caravaning-Branche war schon mal ausgelassener, nach Jahren des Booms hat sich die Nachfrage abgekühlt. Jetzt müssen es Rabatte richten: Auf der Stuttgarter CMT, einer der größten Urlaubs- und Freizeitmessen der Welt, schlägt bis zum 26. Januar die Stunde der Schnäppchenjäger.
Volle Höfe statt langer Lieferzeiten
Die wichtigste Neuheit der CMT ist, dass es diesmal kaum wichtige Neuheiten gibt. Sicher, ein paar neue Modelle und Grundrisse sind dabei. Doch sie gehen unter zwischen den vielen Plakaten und Displays, die auf Preisnachlässe und Sondermodelle aufmerksam machen. Und deshalb ist es für die Kaufinteressenten doch wieder spannend: Denn nicht nur die langen Lieferfristen der Corona-Jahre sind Geschichte, sondern auch das mitleidige Lächeln der Verkäufer, wenn es um Rabatte geht.
Rabatte bis in den Sommer
Es ist kein Geheimnis: Die Höfe der Händler stehen voll, denn viele Hersteller haben auf Halde produziert, als wäre das ewige Wachstum so sicher wie der nächste Ferienbeginn. Blöd nur, dass gestiegene Preise, höhere Zinsen und Zukunftsangst die Kauflust dämpfen. „Im Moment geht es nicht ohne Rabatte. Nirgendwo“, sagt der Vertriebsmanager eines großen Herstellers. „Normalität tritt erst ein, wenn wir die Bestandsfahrzeuge los sind. Aber das wird mindestens bis zum Sommer dauern.“
70.000 Besucher am ersten Wochenende
Neue Modellreihen würden den großen Abverkauf nur stören. Deshalb staunt kein Insider darüber, dass der börsennotierte Branchenriese Knaus Tabbert die zur CMT angekündigte Lifestyle-Marke Xperian erstmal auf Eis gelegt hat. Statt des neuen Labels müssen es die Editionsmodelle richten. Über 18.000 Euro Ersparnis verspricht Knaus beim Wave 700 LX Platinum Edition, einem üppig ausgestatteten Teilintegrierten auf Fiat-Ducato-Basis. Und wer auf der CMT die Dometic-Dachklimaanlage mitbestellt, bekommt sie zum halben Preis. Macht zusammen fast 20.000 Euro Preisvorteil gegenüber dem vergleichbaren, aber individuell konfigurierten Modell – womit der Preis wieder auf dem Niveau von 2022 angekommen ist. Das ist ein Wort, denn dazwischen lagen gleich mehrere Erhöhungen, die viele Kaufpläne platzen ließen. Die Käufer haben das anscheinend verstanden, denn das Gedrängel auf der CMT ist am ersten Messetag mindestens so groß wie in den Jahren des Booms. Über 70.000 Besucher sind es am ersten Wochenende – was die Messe Stuttgart als „hervorragenden Auftakt“ mit „überwältigender Stimmung“ verbucht.
Selbst Neuwagen von 2023 sind noch da
Mit 20.000 Euro Rabatt ist Knaus Tabbert nicht alleine, selbst bei einem Kastenwagen wie dem Hobby Maxia Van ist auf der CMT ein Nachlass im Gegenwert eines neuen Kleinwagens drin. Bei Bürstner steht der neue Lyseo Skyline Edition, ein Teilintegrierter auf Ducato-Basis, der mit seinem Aktionspreis von 69.990 Euro nicht teurer als viele Campervans. Extras wie das Automatikgetriebe, ein Multimedia-System und sogar Lederpolster sind trotzdem serienmäßig an Bord.
Der Sprinter kraxelt der Krise davon
Doch nicht überall tobt auf der CMT die Rabattschlacht. Zumindest die boomende Klasse der Allrad-Reisemobile scheint noch wachstumsfähig zu sein, wie die große Anzahl der höhergelegten Mercedes Sprinter zeigt. Von günstig spricht in dieser Marktnische keiner: Nur der bayrische Kastenwagen-Spezialist Pössl schafft es, seinen Roadstar X zum Basispreis von knapp unter 100.000 Euro anzubieten. Der Weinsberg X-Pedition dagegen ist als Allradler nicht unter 125.000 Euro zu haben, obwohl er von der Einsteigermarke des Knaus-Tabbert-Konzerns stammt. Der Eura Xtura kostet sogar 144.000 Euro, allerdings bietet er dafür das üppigere Raumangebot eines Teilintegrierten und ein aufwendiges Autarkiepaket, zu dem eine mächtige 330-Ah-Lithium-Bordbatterie gehört.
Aufstelldach oder Heckverlängerung?
Auch die slowenische Marke Adria hat neuerdings einen Allrad-Sprinter, einen der wenigen, die sich mit Aufstelldach bestellen lassen. Das besondere Kennzeichen des Malibu Genius Performance ist dagegen eine 48-Zentimeter-Heckverlängerung aus GFK. Und der Star Van All Terrain Cruiser, ein Manufaktur-Produkt aus Norddeutschland, bietet zum Preis von 159.900 Euro ein elektrisch ausfahrbares Heck, das den Wohnraum um 1,20 Meter verlängert. Für Wintercamper soll der patentierte Slide-out demnächst mit Dachheizung erhältlich sein. Wer behauptet, er habe in der Camping-Branche schon alles gesehen, hat nicht mit der Kreativität der Kleinserien-Produzenten gerechnet.
Weltpremiere: Ducato mit elektrischer Hinterachse
Zu den wenigen Weltneuheiten der CMT gehört der Electrix der französischen Marke Challenger. Zwar trägt das Ausstellungsstück noch einen Aufkleber mit dem Hinweis „PROTOTYPE“, doch bestellen lässt sich der Plug-in-Hybrid schon – und bereits im Herbst könnten, so der Hersteller, die ersten Camper mit dem Electrix unterwegs sein. Zum gewohnten Turbodiesel des Fiat Ducato mit 140 oder 180 PS Leistung kommen zwei elektrische Radnabenmotoren an der Hinterachse, die 122 PS leisten und 1400 Newtonmeter Drehmoment stemmen. Bis zu 100 Kilometer weit soll der schlanke Teilintegrierte im E-Modus kommen – und trotz des Batteriepakets am Unterboden nicht mehr als 3011 Kilogramm wiegen. Zu den Schnäppchen der CMT gehört der Electrix allerdings nicht: Er kostet mindestens 99.990 Euro. Ob ein kleiner Nachlass drin ist?
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