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Ingenieurbüro für Fahrzeugtechnik, Dipl-Ing (FH) Sebastian Jirschik und Dipl-Ing. (FH) Tom Kunath

GTÜ Hauptuntersuchung, Gutachten für Oldtimer und Kfz in Flöha und Umgebung

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Protokoll einer Familiensaga: Seit 45 Jahren gehört der Fiat 500 von 1971 dazu. Das nächste Kapitel wird im Mai 2025 wieder die Fahrt an den Lido bei Venedig sein.

Wie gemalt – Traumwagen vor Traumkulisse.

In Treue fest: Wer auf 45 Jahre mit einem Auto zurückblicken kann, darf gewiss vom gemeinsamen Altern sprechen. Die Zeit allerdings hinterlässt ihre Spuren, beim Chronisten augenscheinlich mehr als bei der Maschine. Noch sind beide rüstig und haben viel vor. So wird es im Mai 2025 erneut über die Alpen gehen zum großen NSU-Treffen auf dem Union Lido bei Venedig. Was das Auto dort zu suchen hat? NSU und Fiat haben schon früh enge Verbindungen gehabt. Ganz abgesehen davon: Italien ist für einen Fiat immer eine Reise wert.

Das erste Leben als FIGO

Eigentlich ist es ein FIGO. Wie bitte? Welche Automarke ist das? Der Name steht für Fiat-Goggomobil. Antrieb ist der bewährte 250er-Goggo-Zweizylinder mit 13,6 PS. Hintergrund: Wer vor 1954 den alten Motorrad-Führerschein der Klasse IV in der Tasche hat, darf Automobile bis 250 Kubikzentimeter bewegen. Goggo nutzt diese Situation mit seinen Autos, so legt der Kleine als FIGO zwischen 1971 und 1980 rund 21.000 Kilometer zurück. Doch dann streikt er, und der ursprüngliche Besitzer wohl auch. Letzte Ausfahrt: ein Schrottplatz. Oft eine Endstation. Nicht in diesem Fall.

Freude am Fahren – der Fiat 500 und der Chronist auf Fernfahrt.

Erfolgreiche Revitalisierung

Denn dieser 500er erhält ein zweites Leben. Claus, der Bruder des Chronisten, wird zum rettenden Engel. Er ist damals 16 Jahre alt und möchte unbedingt an Autos schrauben. Fahren darf er sie noch nicht. Er ersteht den Fiat im Tausch gegen ein Mofa – und bringt den Kleinen zum Laufen. Der FIGO wird zum Alltagsfahrzeug einer Herzensdame für ihren Pendelverkehr zur Arbeit.

Ein stärkeres Herz

Die Brüder hecken einen Plan aus: Das Auto soll zum echten 500er mit strammen 18 PS mutieren. In der Nacht zum 1. Mai 1983 ist es so weit. Als sich ein Nachbar zum Tanz in den Mai aufmacht, staunt er über viel Werkzeug und zahlreiche Teile zwischen dem FIGO und einem Unfall-500er. Morgens um vier kehrt der Mann gut gelaunt heim und staunt erneut: Die Herzverpflanzung ist vollbracht, der erstarkte Kleinwagen gibt in dieser frühen Tagesstunde kräftige Lebenszeichen aus 499 Kubikzentimeter von sich.

Foto mit Seltenheitswert – Bruder Claus legt Hand an.

Restaurierung zu überschaubaren Kosten

Zugleich ist der tägliche Einsatz Vergangenheit. In Tiefgaragen steht der rüstige Oldie sich die Reifen platt. Aus Monaten werden Jahre, Technik wie Optik leiden. Der Chronist irgendwann ebenfalls – und macht sich um 1995 herum erneut über das „Fiatle“ her, so sein Familienname. Ein Auszug der Ersatzteilliste: Schalldämpfer 47,39 DM, Kupplungsscheibe 24,78 DM, Satz Bremsleitungen 38,50 DM, Satz Bremsbacken 29,50 DM, Kotflügelecke links/rechts je 9,80 DM, Kofferraumhaube 115 DM. Oldtimerfahren muss nicht unbedingt teuer sein.

Der Motor zickt – er wird ersetzt. Das erledigt Sohn Jan, damals um die zehn Jahre alt, binnen zwei Stunden. Fehlt noch die Lackierung. „Es pressiert nicht so arg“, hört der Meister der Lackiererei. Wie unvorsichtig vom Kunden. Drei Jahre später kommt der Anruf, dass der Wagen fertig sei. Endlich.

Die erste Fernreise

Im Jahr 2011 kommt der Bruder erneut ins Spiel. „Fahr‘ mit ans Mittelmeer!“ Claus und der gemeinsame Freund Thomas setzen jeweils auf NSU, der Chronist selbstverständlich auf den Fiat, und so rollen drei Kleinwagen und drei Herren los. Die Autos sind mittlerweile gereiften Alters und die Fahrer ebenso. Bescheidene 18 PS gegenüber 30 PS der Neckarsulmer, das gestaltet sich mitunter etwas zäh. Immerhin wird der Lido-Campingplatz bei Venedig erreicht. Mit Fahrzeugen von damals auf Straßen von damals. Anders gesagt: Autobahn und Tunnel sind tabu. Es rufen jede Menge Passhöhen von 2.000 Meter und mehr. Die Autos klettern hinauf und herunter.

Rock and roll – kleine Bergsteiger mit kleiner Pause.

Zeitgenössisches Tuning

2015 heißt das Ziel wiederum Lido. Zuvor wird aufgerüstet. Jan, mittlerweile ein noch kundigerer Schrauber, der viele Jahre später seinen BMW M3 für die Deutsche Rallye-Meisterschaft selbst aufbauen wird, treibt einen Motor vom Fiat 126 auf. 70 Euro für satte 23 PS: ein guter Deal. Der Oldtimerspezialist Gabriele Salaris aus Eningen bei Reutlingen übernimmt den Einbau. Als zeitgenössisches Tuning wird das Kraftpaket in die Papiere eingetragen. Und tatsächlich: In Verbindung mit einer kurzen Übersetzung entschwinden die NSU diesmal nicht mehr über alle Berge. Leider dreht kurz vor Venedig das Schiebestück an der Antriebswelle durch. Für 20 Euro Gebühr darf der Fiat auf dem Areal einer Tankstelle sicher parken. Der Chronist steigt um in den NSU von Claus. Der Fiat rollt dank ADAC-Schutzbrief drei Wochen später per Autotransporter zurück in die Heimat und wird sogleich repariert. 2023, bei einer Oldie-Reise ins Burgund, sind drei dieser Schiebstücke als Ersatzteile an Bord. Zwei tauscht Claus unterwegs aus. Mit ausnehmend behutsamer Behandlung der Technik gelingt die Rückkehr auf Rädern. Verstärkte Antriebswellen für wiederum überschaubare 180 Euro merzen die Fehlerquelle aus. Originaler Kilometerstand Ende 2024: 43.000. Macht rund 500 Kilometer per Oldiesaison seit 1980.

Wohlgemut in die Zukunft

Nach diesem jahrzehntelangen Miteinander von Wagen und Mensch mit allen Höhen und manchen Tiefen kommt eine Trennung nicht in Frage. Das Zusammenleben geht munter weiter. Der Fiat hat in dieser Partnerschaft einen Vorteil: Bei guter Pflege wird er seinen Besitzer überdauern. Selbst wenn der noch viele Fahrten und manches Jahrzehnt erleben möchte. Die Familiensaga hat aufgrund angenehmer familiärer Umstände das Zeug, dass sie noch lange fortgeschrieben wird.

Parklätze und Zimmer frei!

Content Original Link:

https://gtue.blog/tradition-innovation/das-potenzielle-erbstueck/

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