- 08. März 2025
- Einblicke & Chancen
- Peter Thomas
Der Service für Verkehrssicherheit liegt bei Anna und Julia Rink in der Familie: Die Zwillingsschwestern führen die von ihren Eltern aufgebaute GTÜ-Prüfstelle gemeinsam in die Zukunft.
Ein Beruf mit Praxis und Vielfalt
Plötzlich Prüfingenieurin? Nein, Anna und Julia Rink sind mit der GTÜ-Prüfstelle in Lohra nahe Marburg aufgewachsen. Ihr Vater Hermann Georg Rink wurde ab 1983 als freiberuflicher Kraftfahrzeugsachverständiger Vertragspartner der GTÜ und setzte sich intensiv dafür ein, dass das Monopol für die Hauptuntersuchung fällt. 1991 führte er im eigenen Ingenieurbüro in Lohra erstmals selbst eine HU aus – und zahlreiche weitere folgten.
Den Prüfbetrieb kennen die Zwillingsschwestern seit ihrer Kindheit. Er lief lange Zeit parallel zum Omnibusunternehmen der Familie, vom Großvater der heutigen Chefinnen gegründet und 2005 eingestellt. „Wir haben die Entwicklung der GTÜ-Prüfstelle von klein auf miterlebt und sind früh mit Fahrzeugen aller Art in Kontakt gekommen. In den Schulferien und in der Freizeit waren wir oft im Betrieb und der Werkstatt, haben geholfen und interessiert zugeschaut“, erzählt Julia Rink.
Der Weg zur Ingenieurin
Die grundsätzliche Begeisterung für das Arbeitsfeld war also da. Aber auch der konkrete Berufswunsch? „Nein, nach dem Abitur wussten wir beide erst einmal nur, dass wir einen abwechslungsreichen Beruf auch mit praktischen Aufgaben wollen, keinen eintönigen Bürojob“, erinnert sich Anna Rink. „Aber was genau wir jeweils einmal arbeiten würden, das war uns am Ende der Schulzeit noch nicht klar.“
Praxis plus Vielfalt? Anna und Julia Rink entschieden sich für das duale Bachelorstudium Maschinenbau an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Wetzlar – „StudiumPlus“, ein Studium mit Praxiserfahrung in einem Partnerunternehmen. „Dieses war damals die GTÜ“, lacht Julia Rink über diese frühe Weichenstellung in der Berufsbiografie.
Zwei Frauen im Prüfingenieursjahrgang
War es eine schwierige Entscheidung, in die angebliche Männerdomäne Maschinenbau einzudringen? Nein, sagen die Zwillingsschwestern: „In unserer Altersstufe war es nicht mehr ungewöhnlich, Ingenieurin zu werden. Wir waren im Bachelorstudium 26 Leute im Jahrgang, davon sieben Frauen.“
Damals reifte die Entscheidung, die Prüfstelle gemeinsam zu übernehmen. Nach dem Abschluss begannen Anna und Julia Rink daher mit der Qualifikation zur Prüfingenieurin bei der GTÜ in Michelstadt. „Da waren wir dann tatsächlich die beiden einzigen Frauen in der 23-köpfigen Gruppe“, erinnert sich Julia Rink.
Es ging weiter Schlag auf Schlag: Mit 23 Jahren, dem Mindestalter, erhielten die jungen Frauen im Juli 2014 die Anerkennung zur Prüfingenieurin und traten in die Prüfstelle der Familie ein. Es folgte ein berufsbegleitendes Masterstudium in Wirtschaftsingenieurwesen an der THM Standort Friedberg, die Ausbildung zur Unterschriftsberechtigten und schließlich schrittweise die gemeinsame Übernahme der Verantwortung im Familienbetrieb mit zwei angestellten Mitarbeitern und drei Prüfstraßen: Seit 1. Januar 2025 sind die Zwillingsschwestern die Chefinnen.
Der Mensch hinter dem Fahrzeug – Wertschätzung für die Kunden
Die verlässliche Hauptuntersuchung als wichtigste Dienstleistung steht für Anna und Julia Rink im Vordergrund als Chefinnen der GTÜ-Prüfstelle. Aber es geht für die beiden 1990 geborenen Frauen (Julia Rink: „im selben Jahr, als das Prüfmonopol fiel!“) in der Rolle der Unternehmerinnen um noch viel mehr. „Wir prüfen Fahrzeuge, aber hinter jedem Fahrzeug steht ein Mensch mit seiner ganz eigenen Geschichte – der persönlichen und der zu seinem Fahrzeug“, sagt Anna Rink. Wertschätzung gegenüber den Kunden, transparente Kommunikation rund um alle Dienstleistungen und Prüfergebnisse, dazu Flexibilität und ausreichende Personalkapazität auch für HU-Prüfungen ohne Voranmeldung sind wichtige Aspekte der Prüfingenieurstätigkeit.
„Das alles schafft Vertrauen, baut die Nervosität in einer Prüfungssituation ab und sorgt für eine Atmosphäre, in der sich die Menschen wohlfühlen. Bei den Kunden kommt das sehr gut an“, sagt Anna Rink. Die Haltung des Familienbetriebs zahlt sich aus: Viele Autofahrer aus Lohra und der Region kommen schon in der zweiten Generation zur HU an die Prüfstelle.
Die Schwerpunkte von der Buchhaltung bis zur Wartung der Prüfmittel teilen sich die Schwestern auf und setzen so ihre individuellen Schwerpunkte. „Für uns zählen vor allem der persönliche Kontakt und der Austausch mit den Kunden und die abwechslungsreiche Tätigkeit“, sagt Julia Rink. „Fachkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Freundlichkeit,“ zählt Anna Rink als wichtige persönliche Stärken für die Arbeit in der eigenen Prüfstelle auf, neben den schon genannten Punkten wie Flexibilität und Personalkapazität.
Anna und Julia Rink sehen Potenzial für mehr Frauen in ihrem Beruf. Respekt haben die beiden vor jungen Prüfingenieurinnen, die sich ihren Betrieb komplett neu aufbauen. Die Prüfstelle der Familie als Unternehmensnachfolge in die Zukunft zu führen sei eine echte Chance gewesen. Als Chefinnen setzen die Schwestern seither erfolgreich eigene Schwerpunkte. Und sie zeigen dabei, dass die Prüftätigkeit längst keine Männerdomäne mehr ist – sondern ein spannendes Berufsfeld für alle Menschen mit Leidenschaft für Sicherheit in der Technik.
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